aktuell gehen verwirrende Werbe-E-Mails von Ecoflow rum mit dem Inhalt:
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Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ecoflow Balkonkraftwerke kombinieren Solarpanels und mobile Stromgeneratoren, welche eine bequeme Lösung bieten, Energie zu speichern und zu nutzen. Verglichen mit traditionellen Balkonkraftwerken, bietet unsere Lösung die Möglichkeit den Strom zu speichern, und ihn zu jeder Zeit zu nutzen.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk mit Speicher?
EcoFlow Balkonkraftwerke konvertieren Sonnenlicht in Gleichstrom und wirken so, wie eine Solaranlage auf dem Balkon. Dieser Gleichstrom wird im Generator gespeichert, wo er in Wechselstrom gewandelt wird, wenn Sie Energie für Ihre Geräte brauchen. So einfach ist es. Sie benötigen keine verwirrenden Konverter, Adapter oder ähnliche elektrische Geräte.
……”
Wir finden diese Art der Werbung irreführend und es verwirrt vor allem die neuen Interessenten hinsichtlich der Thematik, deswegen eine kurze Ausführung dazu:
Als Balkonkraftwerk bezeichnet man allgemein hin Solarmodule die mit einem Wechselrichter direkt in die Steckdose (bzw. Wielanddose) einspeisen. Dies funktioniert nur wenn eine Netzfrequenz, also Wechselstrom anliegt. Balkonkraftwerke (bzw. die Wechselrichter) dürfen 600 Watt Einspeisung nicht überschreiten in Deutschland, und dienen dem Strom sparen, da der solare Strom primär verbraucht wird von laufenden Geräten und nur überschüssiger Strom zurück ins Netz geht (ohne Vergütung) . Balkonkraftwerke funktionieren nicht bei Stromausfall und sind keine Blackout-Vorsorge.
Eine klassische Powerstation mit Speicher Akku, MPPT-Regler, transformierenden Gleichstrom- zu Wechselstrom-Umrichter +Solarmodul als Balkonkraftwerk zu bezeichnen ist also für Laien irreführend. Vor allem halten wir die Li-Ionen-Akku basierten Powerstations von Ecoflow (bis auf das aktuell größte Model Delta Pro mit LiFePo4) nicht besonders geeignet um als Hausspeicher dauerhaft verwendet zu werden.
- Sind die Zyklen der Li-Ionen Akkus nur ca. 500-800, im Gegensatz zu LiFePo4 mit bis zu 3000+ Zyklen, so das bei täglicher Nutzung schon nach 2 Jahren der Akku weniger Leistung haben kann. (Während LiFePo4 Akkus erst nach 10 Jahren dauerhafter Nutzung Kapazitätsverluste haben.) Der kurze Nutzungszeitraum im Verhältnis zum hohen Anschaffungspreis wird sich also nie wirtschaftlich rechnen. Im Gegensatz zu einer Anlage die gemeinhin als Balkonkraftwerk bezeichnet wird, bei der Module und Wechselrichter 25 Jahre und länger halten können (natürlich ohne eigenen Batteriespeicher)
- Zum anderen sind die Li-Ionen Akkus diejenigen Akkus die auch in Fahrrädern, Laptops, Handys verbaut werden, die im Brandfall stark brennen können und schon deshalb nicht unbeaufsichtigt dauerhaft geladen werden sollten. LiFePo4 Akkus können natürlich auch Fehler und Schäden aufweisen, werden aber als eigensicher(er) bezeichnet, da sie im Falle einer Zerstörung nur Rauch abblasen und in der Regel nicht brennen können.
- Weiterhin sind die von Ecoflow im Set mit der Delta Max präsentierten flexiblen Stoff- Solartaschen, nicht für den dauerhaften Einsatz auf dem Balkon geeignet. Schon nach wenigen Jahren setzt Verwitterung und UV dem Stoff zu, so dass er zerbröselt. Im Gegensatz zu echten Solarmodulen auf dem Dach oder den starren Solarkoffern die 30 Jahre und länger halten sollen.
Balkonkraftwerkinteressenten sollten also nicht auf die Idee kommen, statt einem Balkonkraftwerk (Solarmodule, Wechselrichter) eine Powerstation mit Solarmodulen zu kaufen.
Was jedoch mit der richtigen Powerstation sehr gut geht und auch sinnvoll ist, ist das parallele Betreiben von Balkonkraftwerk und Powerstation. Dies macht allerdings nur Sinn wenn man sowie so eine “große” Powerstation anschaffen möchte bzw. bereits besitzt und diese für den Blackout, früher genannt Stromausfall, im Notfall auch nutzen möchte, statt im Keller für den nächsten Urlaub zu lagern. Hierbei ist zu beachten, dass die mögliche Solare Eingangsleistung der Powerstation (insbesondere die Voltzahl) nicht kleiner sein darf als die des Balkonkraftwerkes.
In diesem Fall kann man mit Hilfe eines Y-Kabelsets die Solarmodule vor dem Balkonkraftwerks-Wechselrichter mit der Powerstation parallel schalten. So teilen sich Powerstation und Balkonkraftwerkwechselrichter die solare Leistung und es sind folgende Nutzungsszenarien möglich:
- Ist die Powerstation voll geht die überschüssige Leistung automatisch voll an den Wechselrichter und ins Stromnetz
- Wird die Powerstation geladen, wird die Leistung aufgeteilt
- Ist Stromausfall und der Balkonkraftwerkwechselrichter arbeitet nicht, geht die volle Modulleistung in die Powerstation
Da Powerstations kompakte Geräte sind mit empfindlicher Elektronik und schwieriger Wärmeabfuhr ist es wirtschaftlich nicht sinnvoll diese Geräte dauerhaft zu nutzen und täglich zu laden und zu entladen um vermeintlich Strom zu sparen. Faktisch spart man zwar Netzstrom, aber Geld wird man nicht sparen, da die teuren Geräte vermutlich früher kaputt gehen werden.
Von daher raten wir davon ab Solar Generatoren täglich zu nutzen und schon gar nicht Solargeneratoren die auf der kurzlebigeren Li-Ionen Technik basieren.
Ein Balkonkraftwerk macht vor allem dann WIRTSCHAFTLICH Sinn, wenn man tagsüber zu Hause ist und Strom verbraucht, ein Aquarium hat und auch sonst tagsüber (wenn die Sonne scheint) Strom verbraucht, Kühlschränke, W-Lan Router, programmierbare Waschmaschine, etc..
Generell macht ein Balkonkraftwerk Sinn wenn man den CO2 Ausstoß senken möchte und kein Problem damit hat dem Netzbetreiber überschüssigen Strom der tagsüber nicht verbraucht wird zu schenken (und dafür eigene Kosten von teils über 1000€ in Kauf nimmt)
Ein Balkonkraftwerk macht keinen Sinn als Stromausfall Vorsorge (er funktioniert nicht ohne Netzfrequenz aus der Steckdose).
Auch wenn man nur Abends zu Hause ist und Strom verbraucht wird man keinen wirtschaftlichen Nutzen haben. (Hat man einen alten Stromzähler zu erkennen an der drehenden Scheibe (und vergisst das Balkonkraftwerk anzumelden, so dass der Energieversorger i.d.R. sofort einen neuen Stromzähler einbaut) würde der Stromzähler tagsüber rückwärts laufen und so würde man tatsächlich “in Deutschland illegal” Geld sparen.)
Weitere Fragen beantworten wir gerne in den Kommentaren.
Ersteinmal Danke für die klare Zusammenfassung, zum Thema Balkonkraftwerk und Solargeneratoren, die sich mit meinem derzeitigen Wissenstand deckt.
Eine Frage bleibt mE aber noch unbeantwortet.
Anwendungsfall:
Im Falle eines Blackouts (‘Haus ohne Strom’), soll die Kombination Balkonkraftwerk 600 W + kleiner Solargenerator (200W) eine Notstromversorgung liefern.
Der Solargenerator kommt nur in diesem Fall zum Einsatz (kein anderer sinnvoller Einsatz geplant/benötigt)
Idee:
Der betriebsbereite (vollgeladene) Solargenerators erzeugt ein 230V/50Hz Netz am Ausgang.
Dieses soll dazu verwendet werden, dem Balkonkraftwerk “vorzutäuschen”, dass das Stromnetz des Hauses vorhanden wäre und somit dann bei entsprechendem Sonnenlicht bis zu 600W Leistung liefert. Dazu wird eine Mehrfachsteckdose an den 230V-Ausgang des Solargenerators angeschlossen.
An diese Mehrfachsteckdose können jetzt Verbraucher (ZB Lampe) angeschlossen werden. Ebenfalls soll der Schukostecker des Balkonkraftwerkes (Ausgang) mit dieser Mehrfachsteckdose verbunden werden! ( also Ausgang Balkonkraftwerk wird mit der Schukosteckdose ‘Ausgang’ (!) des Solargenerators verbunden)
Liefert das Balkonkraftwerk keine Leistung (Nacht) würde der Strom für die angeschlossen Verbraucher vom Solargenerator geliefert werden.
Liefert das Balkonkraftwerk Leistung (Tag/Sonnenlicht) würde der Strom für die angeschlossen Verbraucher vom Balkonkraftwerk geliefert werden (evtl. wird die nicht abgerufene Leistung zur Aufladung des Solargenerators verwendet, schlimmstenfall der Solargenerator zerstört)
Blackout: Solargenerator liefert das 230V/50 Hz Signal. Am Tag könnte die volle Leistung aus dem Balkonkraftwerk genutzt werden, sonst die niedrige Leistung aus dem Solargenerator.
Vorteile gegenüber dem im Text bereits Einsatz von Y-Kabeln und Solarstromeinspeisung:
Die Leistung am Solareingang des Solargenerators kann deutlich niedriger sein (günstigere Geräte)
Würde das funktionieren? Wenn ja, wäre das ein neuer Absatzmarkt für kleinere Solargeneratoren, die bei vorhandenem Balkonkraftwerk, dieses Blackout-fähig machen würden.
Zuerst eine Warnung! Auf keinen Fall das so auch nur probieren!!!!
Hallo Michael,
Deine Idee ist sehr interessant und eigentlich auch logisch.
Praktisch wird dies jedoch nicht funktionieren, da Solar-Generatoren vollkommen anders funktionieren als Kraftwerke im Netzstrom.
Im Netzstrom wird Wechselstrom von Turbinen (Wind, Gas, Wasser, etc. ) erzeugt der transformiert und ins Netz eingespeist wird.
Die Solargeneratoren basieren alle auf einer internen Batterie (in der Regel zwischen 12 bis 56 Volt) die Gleichstrom speichert. Es wird Solar über MPPT Gleichstrom von den Solarmodulen oder Netzteil eingespeist und gespeichert.
Wird nun der Inverter eingeschaltet, wird dieser Gleichstrom (von 12 Volt bis 56 Volt) in Wechselstrom umgewandelt und hochtransformiert auf 220 Volt. Diese Funktion ist nicht reversibel, umkehrbar.
Schließt Du nun den Inverter des BKWs an, passiert im Besten Fall nix, weil der BKW Inverter die Sinuskurve des Solargenerators nicht als Netzfrequenz erkennt.
Denkt er der Generator ist eine Netzsteckdose und liefert Leistung, wird es kurz knallen, rauchen und stinken und der Inverter ist durchgebrannt, weil Leistung von der falschen Seiten reingedrückt wird.
Der oben geschilderte Weg ist der einzig uns bekannte sichere Weg die Module eines BKW als Notstromeinspeisung zu nutzen.
Strom, insbesondere Wechselstrom ist gefährlich. Wechselstrom kann schwerwiegende Personenschäden verursachen, Gleichstrom kann Brände und (Akku-Explosionen) hervorrufen. Die Solar-Generatoren beinhalten große Akkus deren Energiegehalt bei Fehlfunktionen mit denen eines explodierenden Molotov-Cocktails (1 Liter) verglichen werden kann. Die meisten Akku-Brände entstehen beim Laden.