heute erreichte uns folgende Frage, die wir gerne öffentlich beantworten möchten, da das Thema sicher für viele interessant ist und es hier wegen überzogenem Marketing (leider auch der führenden Hersteller) viele falsche Vorstellungen über die Wirkung von Sonnenenergie und Solar gibt.

Nachfolgend die Anfrage:

Guten Tag, 

mit Bestellung XXXX habe ich bei Ihnen einen Solarkoffer mit Verkabelung gekauft. Das Equipment habe ich heute mit einer Anker 757 getestet. Formal hat es funktioniert, allerdings wurde nur 1 Watt geliefert, was aber wohl am Nebel-Wetter lag. Ich werde daher den Test bei Sonne wiederholen.  Ein erfolgreicher Test ist für mich wichtig, da ich die Anker und den Solarkoffer nach Kiew (UA) schicken werde. Dort sollen die Geräte in einer Familie über den Winter den Betrieb des Kühlschranks gewährleisten. Im letzten Winter gab es regelmäßig geplante Stromabschaltungen von 8 – 16 Stunden sowie ungeplante Unterbrechungen bei Ausfall relevanter Infrastruktur-Komponenten.

Nach meiner Meinung sind die Anker 757 und der Solarkoffer da eine sehr gute Ausstattung. Die Anker ist sehr robust, hat eine USV-Funktion, ist sehr schnell aufladbar und kann laut Anker drei Monate ununterbrochen laufen, sofern sie nicht leerläuft. Der Solarkoffer soll den Winter über durchgehend auf dem Balkon stehen und ist dafür entsprechend robust.  Von Vorteil ist auch das dortige Kontinentalklima mit viel Kälte und Sonne.

Ziel ist es, den Kühlschrank im Durchleitungsmodus der Anker zu fahren, solange Strom da ist. Bei Netzausfall übernimmt die Anker automatisch den Betrieb. Innerhalb eines Tages sollte der Strom wieder verfügbar sein und die Anker kann dann wieder sehr schnell aufgeladen werden. Der Solarkoffer dient der weiteren Absicherung bei längeren Ausfällen (sofern die Sonne scheint). Ziel wäre es, dass die Anker immer mindestens 50% Kapazität hat, sofern es keine längeren ungeplanten Ausfälle des Stroms gibt.  Insgesamt also ein anspruchsvolles Szenario für die Geräte.

Meine Wünsche und Fragen an Sie:

  1. Gibt es die Bedienungsanleitung für den Koffer auch auf Englisch?
  2. Macht es Sinn, einen zweiten Solar-Koffer dazu zu nehmen, um in etwa die maximale Ladeleistung vom 300 Watt der Anker 757 erreichen zu können?  

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Beste Grüße

Unsere Antwort:

Hallo,

vielen Dank für Ihre ausführliche Mail die wir gerne ausführlich beantworten möchten.

Zunächst die Grundlagen vorab:

Bitte beachten Sie das Solar nur bei Sonne funktioniert. Viele Phantasie Artikel schreiben über Solar bei Mondlicht oder im Schatten, das ist aber physikalisch vollkommener „Schwachsinn“ – man fühlt auch auf der Haut, wann Sonnenenergie da ist und wann nicht. Bei Nebel wird die eigentliche Sonnenenergie in den Wassertropfen reflektiert und erreicht den Boden nur als Schwachlicht.

Die 1 Watt sind so wenig, dass Sie vermutlich nicht mal richtig gemessen werden konnten. Die Anker hat nur festgestellt, dass Spannung anliegt und irgendwas angeschlossen ist, konnte aber die 1 Watt sicherlich nicht nutzen. Vermutlich hat die Anker sogar mehr Energie verbraucht beim Versuch die Solar-Spannung in einer Ladekurve abzubilden, das sie sich selbst entladen hat. Hervorzuheben ist jedoch das die Anker einen sehr geringen Eigenenergieverbrauch bei Schwachlicht hat (obwohl sie teils nervig klickt), andere Powerstations mit aktiven Lüftern, können sich bei bedecktem Himmel im Standby nur mit Solar angeschlossen, innerhalb einer Woche komplett selbst entladen.

In Kiew bei tiefer Kälte und starker Sonneneinstrahlung wird der Koffer sehr gut funktionieren und eventuell sogar die Nennleistung übertreffen können.

Sind die technischen Daten des Kühlschrankes und wieviel Sonne über den Tag im Kiewer Winter eingefangen werden kann bekannt?

Bei normalen Haushaltsgeräten besteht das Problem oft darin, dass sie 24 Stunden laufen, aber die Sonne im Winter meist nur 5 Stunden ausreichend zur Verfügung steht. Auch entstehen bis zu 20% Wandler- und Standby Verluste wenn der 220 Volt Inverter die ganze Zeit im Betrieb ist, aber der Kühlschrank nur selten anläuft.

Je kälter die Umgebungstemperatur des Kühlschranks, desto ineffizienter arbeitet der integrierte Kompressor (auch wenn er natürlich seltener anläuft.)

Für Winterszenarien, für kritische Technik macht es auf jeden Fall Sinn zu „Overpaneln“ also mehr solare Nennleistung anzuschließen als verarbeitet werden kann. So ist sichergestellt, das auch bei wenig Sonnenenergie möglichst viel geladen werden kann. Sind die Bedingungen ausnahmsweise doch mal ideal (nur wenige Stunden im Winter) würde dann nur mit den maximal 300 Watt der Anker geladen und der Rest würde verpuffen. Diese Idealbedingungen werden aber nur sehr selten bei sehr kalten, sonnigen Bedingungen erreicht. 400 Watt Solar Nennleistung sind für die 300 Watt PV der Anker 757 für Herbst-, Winter-, Frühlingsbedingungen sicher ideal – Im Sommer (im Süden) würde vermutlich ein Koffer für den Kühlschrankbetrieb komplett reichen.

Da die Anker jedoch nicht mehr als 30 Volt PV Eingangsspannung kann müssten Sie 2 Koffer mehrfach parallel schalten – dafür werden zusätzlich zum Vorhandenen noch 2 Y-Kabel benötigt.

(Eventuell macht es auch Sinn bei tiefen Temperaturen und Eis, den Kühlschrank Inhalt draußen im Eis zu lagern und so die Energie statt für den Kühlschrank für ggf. wichtigere Technik wie Handy, Radio und co zu nutzen.)

Wir hoffen wir konnten Ihnen das Thema verdeutlichen und für Ihren speziellen Fall ausreichend beraten und wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute in diesen herausfordernden Zeiten.

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